Dienstag, 28. November 2006

6. Übung

Pastperfect eröffnet eigentlich vier geschichtliche „Zugänge“/ „Textebenen“: Ereignisse (aber eigentlich im Sinne von Total- / Strukturgeschichte), Kontexte (~Themenfelder), Rezeption (hängt eng mit Wissenskonstruktion zusammen) und Reflexionen (Metaebene von pastperfect, die auch einen Ausblick auf den Konnex von Wissenschaft und Internet bietet). Wenn man Biographie und Glossar dazurechnen würde, weil sie auch zusätzliches Wissen vermitteln, wären es eigentlich fünf (siehe Link "Projekt".
Wodurch sich diese Seite wohl am meisten von den bisher analysierten abgrenzt ist ihre Hypertextualität, wodurch auch ihre (bisher unübliche) Multiperspektivität widergespiegelt wird. Die inhaltliche Ebene der Seite besitzt eigentlich keinen Anfangs- und Endpunkt außer dem äußeren zeitlichen Rahmen (1492 und 1558). Die Seite „lebt“ von ihrer Binnenverlinkung und von ihrer multimedialen Form: Die Koordinaten für die über 700 Texte können mittels eines Zeitrades und eine Schiffes (globaler und europäischer Rahmen) vorgegeben werden. Außerdem ist dieses interdisziplinäre Projekt (Wissenschaftler, Mediendesigner, Softwareentwickler) nicht abgeschlossen, sondern ständig erweiterungsfähig.
Der erste Weg wie man sich durch pastperfect bewegen kann, wurde schon oben erwähnt und im Anschluss genügt ein Klick auf einen der gekennzeichneten Orte auf der Karte um den Text erscheinen zu lassen. Es besteht weiters die Möglichkeit mittels einer Suchmaschine (leider ohne Option auf eine erweiterte Suche) zum Wissen zu kommen. Eine Alternative zum hypertextuellen Zugang zu diesem Zeitraum bildet die Textversion dieser Seite, die auf der Startseite zugänglich ist.
Die Ebene „Rezeption“ soll veranschaulichen wie vermeintlich sichere historische „Fakten“ zeit- und orstsgebundenen Interpretationen unterworfen sind. „Geschichte“ wird nicht als etwas Gegebenes und Statisches gesehen, sondern als etwas Dynamisches und Konstruierbares/ Konstruiertes angesehen. Hier wird die Rezeption von historischen Tatsachen bis in die Gegenwart verfolgt und somit auch die unterschiedlichen Auffassungen von jenen aufgezeigt. So schließe ich mich auch der Ausssage auf dem Aufriss der Ebene „Rezeption“ in der Textversion an, die meint: „Geschichte wird stets neu erfunden“.
Die Ebene „Reflexionen“ verlässt eigentlich die inhaltliche Dimension von pastperfect und betritt die Metaebene. Hier sind drei Elemente konstitutiv: Essays von Wissenschaftlern zum Thema Wissenschaft und Web, Erfahrungsberichte der Mitarbeiter mit Augenmerk auf die interdisziplinäre Mitarbeit und Evaluation durch User.
Ob die Seite wissenschaftlichen Maßstäben entspricht ist schwer zu beantworten, weil es nicht auf den ersten Blick evident ist. Es fehlen die uns so sehr vertrauten Fußnoten in einem wissenschaftlichen Text und ebenso ist der Autor des jeweiligen Textes nicht angegeben (Hier stellt sich für mich die Frage, was die jeweiligen in Klammer gesetzten Abkürzungen am Ende der Texte z. B.: (jek) bedeuten.). In der Beschreibung von pastperfect der Seite mediaprix ist die Rede von „WissenschaftlerInnen“ und auf der Projektbeschreibung von pastperfect selbst von „jungen und arrivierten WissenschaftlerInnen“, die als Autoren der Texte fungieren. Weiters ist ein Link zu einer Literaturliste gegeben, die thematisch geordnet ist. Mein persönliches Gefühl hält die Seite für zitierwürdig, obwohl ich oben Hindernisse erwähnt habe (ein Zitierhinweis würde hier sehr weiterhelfen).
Die Art und Weise wie pastperfect Wissen zu vermitteln versucht, ist sehr innovativ und sogar ambigen im Vergleich zu einem Buch oder dem üblichen schulischen Unterricht oder einer „altmodischen“ Vorlesung, wo einem Wissen in statischer Form präsentiert wird. Pastperfect schafft einen Wissenspool aus dem man sich Wissen „herausfischen“ kann. Dem Rezipienten/ Akteur wird eine viel größere Handlungsmöglichkeit gegeben, die er für sich nutzen zu wissen sollte.
Obwohl die Seite beim ersten Betreten für mich ungewöhnlich und das Handling der Koordinaten einer kurzen Einübung bedurfte, kann ich eine positive Bilanz ziehen. Die Seite überzeugt mit ihrer Multiperspektivität, ihrer Struktur (hier möchte ich jedem raten die Projektbeschreibung zu lesen) und ihrer geschichtswissenschaftlicher Inhalte, wobei ich hier die Zitier- und Fußnotenproblematik schon angesprochen habe. Daneben ist dieses „Herumkoordinieren“ in Zeit, Raum und Aspekt sehr interessant und es vermittelt Wissen auf eine geradezu verspielte Weise, die sehr leicht die Neugier und Begeisterung für Geschichte von jedem zu wecken vermag.
Schmale - 29. Nov, 12:19

Kommentar Schmale

Was die Zitierfähigkeit angeht, so sind Sie mit Ihrer Frage, was die Abk. (zB "jek") bedeuten, auf dem richtigen Weg gewesen, ohne ans Ziel zu kommen: Das sind - wie in einer Zeitung - die Namenskürzel der AutorInnen, die über die Angaben zum Projekt aufgelöst werden können. Was meinen Sie mit "ambigen"?
Ihre Auseinandersetzung mit der Seite führt zu wichtigen Einsichten, Sie haben die einelnen Teile gut miteinander kombiniert. Noch eine kleine Korrektur: Der Preis heißt "Medidaprix" (nicht Mediaprix), da er sich von "mediendidaktisch" ableitet.

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